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Posts Tagged ‘Aufräumen’

Der Wetterbericht hat gesagt, das ist das letzte schöne Wochenende, nutzen Sie es aus, dann ist es endgültig vorbei mit Sonnenschein. Wir freuen uns auf Schnee und Weihnachten. Und räumen den Kleiderschrank um. Das Wetter haben wir schließlich schon den ganzen Sommer lang ausgenutzt, im November wird man doch mal drin bleiben dürfen am Sonntag.

Hinter den T-Shirt-Stapeln, Bikini-Knäuln und Sommerröcken lagern versteckt die Winterpullis und Wollkleider. Die letzten Monate führten sie ein Schattendasein, jetzt dürfen sie wieder in die Frontrow. Man bräuchte mehr Platz, aber egal wie oft man ausmistet, nach Wochen stößt jeder Stapel wieder an seine natürliche Grenze: das Regalbrett. Also wird umgezogen, zweimal im Jahr, das ist viel Arbeit. Das ist aber auch schön, da tauchen Dinge auf, die hatte man schon ganz vergessen. Die Feinstrümpfe tauschen mit den Wollstrümpfen, die Rollkragen mit den Neckholder-Tops. Einige Kleidungsstücke dürfen das ganze Jahr bleiben, ihre Daseinsberechtigung hat verschiedenste Gründe:

1. Man kann sie das ganze Jahr über tragen. Unterhosen zum Beispiel.
2. Man hat es noch nie getragen und wartet auf den richtigen Anlass. Wer kann schon sagen, ob das im Sommer oder Winter sein wird, das Ding hängt da schon drei Jahre und hat noch nie gepasst. War aber teuer.
3. Man hat es einmal geliebt. Jetzt pillt es oder ist ausgeleiert, aber früher war das anders. Man könnte es ändern lassen.
4. Man hat es einmal geliebt. Im Moment passt es nicht.
5. Man hat es einmal geliebt. Jetzt findet man es hässlich, kann das aber vor dem Mann, der es schon immer hässlich fand, nicht zugeben.
6. Es gehört einem nicht. Vielleicht verlangt es irgendwer zurück.
7. Es hat eine Geschichte.

Die Kleidungsstücke mit Geschichte sind die größten Platzfresser in meinem Schrank. Das tollste Stück ist ein brauner Wollpullover, den meine Eltern als 18-jährige nach einem gemeinsamen Urlaub auf dem Brenner für meinen Papa gekauft haben. Außerdem habe ich meinen ersten BH aufgehoben. Leider passt er mir immer noch, da ist nicht viel passiert, aber dunkelblau mit Blümchen muss mit 30 nicht mehr sein. Wohin also mit diesen Dingen? Sie liegen zwischen all den anderen Pullovern und BHs und sind der wahre Grund, warum ich so lange zum Anziehen brauche. Der Mann zieht ein sauberes T-Shirt an, ich werfe den halben Schrank auf das Bett bei der Suche nach etwas passendem, finde nichts. Bin unglücklich. Dann fällt mir mein Abi-T-Shirt in die Hände. Mann, ist das lange her, denke ich. Bist du endlich fertig, fragt der Mann.

Das mit der Winterkleidung hat der Mann schon vor Wochen erledigt. „Wo ist eigentlich meine braune Jacke,“ wollte er wissen. Sie war im Keller, ich habe sie gewaschen, an die Garderobe gehängt. Fertig. Der Mann liebt seine Kleidung nicht, er trägt sie. Zwar besitzt auch er noch die Pullover aus der Kollegstufe, jedoch um sie anzuziehen, Banalitäten wie kleine Löcher oder aufgetrennte Nähte stören ihn nicht im geringsten. Aber wenn er nicht zuhause ist, so wie an diesem Wochenende, da gehe ich in seinem ältesten Sweatshirt ins Bett. Einer muss sich ja kümmern.

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